Die grandiose Geburtstagstagung in Lübeck ist Vergangenheit, das politische Wirken von Thomas Mann bleibt dagegen aktuell.
In seinem heutigen Kalenderblatt erinnerte der Deutschlandfunk an das Ende der Waldheimer Prozesse am 29.6.1950. Tausende Angeklagte wurden in der DDR auf Betreiben des sowjetischen Innenministeriums wegen angeblicher nationalsozialistischer Verbrechen verurteilt, darunter zahlreiche Jugendliche. Es gab Todesurteile und die Urteile waren wohl generell von der SED schon vor dem Prozess vorformuliert.
Erwähnt wurde nun im DLF die Stellungnahme von Thomas Mann, der einen Brief an Walter Ulbricht schrieb. Darin verwies er auf die Ähnlichkeit zu den Volksgerichtsurteilen unter NS-Richter Freisler und bat um eine Geste der Menschlichkeit und Milde (siehe auch briefe.tma.ethz.ch), leider ohne Erfolg.
Aber es zeigt sich einmal mehr, dass "Haltung" ein Begriff ist, der Thomas Mann charakterisiert. Er konnte "was gut ist und was böse" unterscheiden (Kai Sina lesen!) und erhob seine Stimme gegen das Unrecht. Und das tat er, ohne persönlich zu profitieren, wie Mely Kiyak in Vor- und Nachwort von "Deutsche Hörer" so überzeugend darstellt.
Mich erfreut, dass Medien wie z.B. der DLF den politischen Thomas Mann endlich jenseits der "Betrachtungen" in seinem Einsatz für Humanität anerkennen.
Haltung zeigen: Das muss gerade heute für uns ein Ansporn sein!