"Das putzt ganz ungemein."

Nachruf auf Herbert Lehnert

Am 6. Januar 2024 ist Herbert Lehnert im Alter von 98 Jahren verstorben. Die Thomas Mann Forschung hat er als einer ihrer Pioniere nach dem Zweiten Weltkrieg über viele Jahrzehnte hinweg stark geprägt. Bis heute zählt er zu den Großen innerhalb der Forschung, zuletzt erschien von ihm 2020 die Biografie „Thomas Mann. Die frühen Jahre.“
Als gebürtiger Lübecker und Absolvent des Katharineums war ihm die Nähe zu Thomas Mann sozusagen in die Wiege gelegt. 1952 wurde er nach dem Studium der Germanistik, Literatur, Philosophie und Geschichte promoviert.
Nach seiner Übersiedlung in die USA 1957 war er als German Professor an verschiedenen Universitäten in Nordamerika tätig. Von 1969 bis zu seiner Emeritierung lehrte er an der University of California, Irvine als Research Professor of German. Während seines gesamten Berufslebens blieb er der Thomas Mann Forschung treu. Besonders hervorzuheben ist die Edition und Kommentierung von Thomas Manns Essays IV 1945-1950 in der Großen Kommentierten Frankfurter Ausgabe (Band 19, 2009).
Herbert Lehnert ist all die Jahre hindurch seiner Heimat Lübeck und der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft eng verbunden geblieben. Fast 20 Jahre lang, vom Beginn der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis 2010, hat er regelmäßig an den Lübecker Jahrestagungen teilgenommen und viele Vorträge gehalten, die das Thomas Mann Jahrbuch bereichert haben.
Mit ihm verliert die Thomas Mann-Gesellschaft einen weiteren Nestor der Forschung, der schon zu Lebzeiten des Lübecker Nobelpreisträgers mit der kritischen Reflexion seiner Literatur begann.
Die Thomas Mann-Gesellschaft wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Hans Wißkirchen im Januar 2024
Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft

Seitenanfang