Nie wieder ist jetzt?
Jens Bisky und Kai Sina über die Weimarer Republik
Was waren die vielen kleinen und großen Kipppunkte in der späten Weimarer Republik?
Welche Handlungsoptionen gab es und wie hat Thomas Mann genau diese Handlungsoptionen genutzt – oder auch nicht?
Davon sprechen Kai Sina und Jens Bisky am Dienstag, 30. September um 19 Uhr, im Gespräch mit Caren Heuer. Beide Autoren haben sich in Ihren Büchern mit der Weimarer Republik beschäftigt und werden Textstellen aus diesen lesen.
Kai Sina: „Was gut ist und was böse. Thomas Mann als politischer Aktivist“
Thomas Mann war ein politischer Aktivist, der mit Leidenschaft dafür eintrat, dass es in der Verantwortung eines jeden liegt, Politik nicht nur zu erleiden, sondern sie zur eigenen Sache zu machen. „In unsere Hände ist er gelegt,“ rief er 1922 den Gegnern des demokratischen Staates zu, „in die jedes Einzelnen“. Wie in einem Brennglas spiegelt sich Thomas Manns äußerst facettenreiches politisches Engagement in der Debatte um den Zionismus. In Kai Sinas meisterhaft geschriebenem Porträt tritt uns dieser zu wenig bekannte Thomas Mann eindrücklich, lebhaft und in seiner ganzen Menschlichkeit vor Augen.
Kai Sina, ist Inhaber der Lichtenberg-Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Münster und leitet die an den Lehrstuhl angeschlossene Thomas-Mann-Arbeitsstelle. Gemeinsam mit Hans Rudolf Vaget (Northampton, USA) gibt er die im amerikanischen Exil entstandene Essayistik Thomas Manns (1939–1945) heraus. Der Band wird im Rahmen der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe der Werke Thomas Manns (GKFA) erscheinen.
Kai Sina © Hans Scherhaufer
Jens Bisky: „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“
Als im Oktober 1929 Gustav Stresemann, der erfolgreiche Außenminister, starb, fragten sich die Zeitgenossen, wie es nun mit der Republik weitergehen könne. Gerade formierte sich eine faschistische Koalition, die 1933 an die Macht kam. Jens Bisky erzählt, wie die Weimarer Republik in einem Wirbel aus Not und Erbitterung zerstört wurde. Es kommen Politiker und Journalisten der Zeit zu Wort, erschöpfte Sozialdemokraten, ratlose Liberale, nationalistische Desperados, Literaten, Juristen, Offiziere. Wie nahmen sie die Situation wahr? Welche Möglichkeiten hatten sie? – Das große Panorama einer extremen Zeit, die noch immer ihre Schatten auf die Gegenwart wirft.
Jens Bisky, studierte Kulturwissenschaften und Germanistik in Berlin. Er war lange Jahre Feuilletonredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ und arbeitet seit 2021 am Hamburger Institut für Sozialforschung. Er ist Autor viel beachteter Bücher, darunter „Berlin. Biographie einer großen Stadt“ (2019). 2017 verlieh ihm die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.
Jens Bisky © Bernhardt Link
Tickets (10/8€) erhalten Sie über diesen Link, im Museumsshop "Buddenbrooks am Markt" (Markt 15) oder an der Abendkasse.
Kooperationspartner:
Stadtbibliothek Lübeck
Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold Bund aktiver Demokraten e.V., Hamburg
Moderation: Caren Heuer, Direktorin Buddenbrookhaus
Veranstaltungsort:
Scharbausaal
Stadtbibliothek Lübeck
Hundestraße 5
23552 Lübeck