"Führen ein Lotterleben und erheben auch noch Anspruch auf Mitleid."

Call for Papers: Gewalt, Krieg und Versöhnung bei Thomas Mann

Das Junge Forum Thomas Mann innerhalb der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft ist ein Netzwerk von Literaturwissenschaftler*innen und Vertreter*innen benachbarter Disziplinen zwischen Studium und Qualifikationsphase, die sich mit Werk und Leben Thomas Manns auseinandersetzen. Neben dem regelmäßigen Austausch untereinander stehen Tagungen, Foren und gemeinsame Publikationen im Zentrum der Forumsaktivitäten.

Call for Papers: Gewalt, Krieg und Versöhnung bei Thomas Mann
Thomas Manns Werk ist von einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt, Krieg, aber auch Versöhnung geprägt. Als Chronist und politischer Intellektueller seiner Zeit setzt sich Thomas Mann in seinem literarischen und essayistischen Werk mit der Dynamik, der Psychologie sowie den gesellschaftlichen, politischen und moralischen Implikationen zwischenmenschlicher, mitunter auch bewaffneter Konflikte auseinander. So werden die beiden Weltkriege in den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918), im „Zauberberg“ (1924) sowie im „Doktor Faustus“ (1947) reflektiert. Ferner finden sich in Thomas Manns Werk Auseinandersetzungen mit ganz konkreten Manifestationen von Gewalt, etwa bei der Darstellung von Prügelszenen im „Zauberberg“ oder in der Erzählung „Wie Jappe und Do Escobar sich prügelten“, von Gewaltverbrechen in „Mario und der Zauberer“ und „Doktor Faustus“ sowie bei der Darstellung von Gewalt gegen Tiere in „Tobias Mindernickel“ und „Der Erwählte“. Im Nachgang der Weltkriege wurde Thomas Mann schließlich zu einem bedeutenden Vordenker der Möglichkeiten einer Nachkriegs-Versöhnung, sei es im Rahmen seiner Überlegungen zu einer deutschen Republik, zum Verhältnis der neu entstehenden BRD und DDR oder zur Gründung des Staates Israel.
Die Tagung, die vom 7. bis zum 8. November an der Universität Heidelberg stattfinden wird, widmet sich der literarischen Gestaltung sowie den essayistischen Reflexionen der Themen Gewalt, Krieg und Versöhnung bei Thomas Mann. Mögliche Fragestellungen und Themenbereiche sind dabei:

  • Kriegsdarstellungen in Thomas Manns Werk
  • Die Rolle unterschiedlicher Formen der Gewalt: etwa kriegerische Gewalt, Handgreiflichkeiten und Prügeleien, sprachliche Gewalt (Hatespeech) – Gewalt gegenüber bestimmten Gruppen: Kinder, Frauen, Juden – Gewalt an Tieren
  • Nationalismus, Pazifismus und politische Verantwortung
  • Versöhnung, Völkerverständigung und politischer Humanismus
  • Die Verknüpfungen von Mythos und Gewalt, etwa im Hinblick auf die Antiken- und Bibel-Bezüge in Thomas Mann Werk
  • Komparatistische Analysen der Verhandlung von Gewalt, Krieg und Versöhnung bei Thomas Mann und anderen Autor:innen
  • Die Rezeption von Krieg und Versöhnung in der Thomas-Mann-Forschung
  • Aktuelle Bezugnahmen auf Thomas Mann bei der (wissenschaftlichen, journalistischen, künstlerischen oder politischen) Auseinandersetzung mit dem Ukraine-Krieg und dem Israel-Gaza-Konflikt

Beiträge aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Geschichts- und Kulturwissenschaften, Film- und Musikwissenschaft, Politikwissenschaft sowie aus interdisziplinären Forschungsfeldern sind herzlich willkommen. Ausdrücklich erwünscht sind Beiträge von Wissenschaftler:innen auf einer frühen Qualifikationsstufe.

Die geplanten Vorträge sollten eine Dauer von 30 Minuten haben. Abstracts von maximal einer Seite Umfang plus bio-bibliografische Informationen sind bis zum 16. Juni 2025 zu senden an info@junges-forum-thomas-mann.de. Reise‑ und Hotelkosten können in begrenztem Umfang übernommen werden. Eine Publikation der Beiträge in Form eines Sammelbandes ist geplant.

Die Tagung wird ausgerichtet vom Leitungsteam des Jungen Forums Thomas Mann (‚Team Tommy‘) innerhalb der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft in Kooperation mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. Barbara Beßlich an der Universität Heidelberg. 

Rückblick Aktivitäten

10. Mai 2025
Offenes Forum 
Im großen Thomas Mann-Jubiläumsjahr 2025 – 150. Geburtstag, 70. Todestag des Autors fand am 10. Mai das jährliches Offene Forum statt. Wissenschaftliche Arbeiten zu Werk und Leben Thomas Manns wurden präsentiert und diskutiert, und zwar unabhängig von ihrem thematischen, methodischen oder disziplinären Zuschnitt. Auch Ausstellungs-, Buch-, Film-, Kunst‑ sowie andere Projekte, die sich mit Thomas Mann und seiner Familie auseinandersetzen, wurden vorgestellt.

28. September 2024
30 Jahre Junges Forum
Das 100-jährige Zauberberg-Jubiläum im Jahr 2024 fiel zusammen mit dem 30-jährigen Bestehen des Jungen Forums Thomas Mann, der Jungforscher*innen-Gruppe innerhalb der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft. Begangen wurde dieses Jubiläum in Form einer festlichen Abendveranstaltung im Rahmen der Lübecker Thomas Mann-Tage. Mitglieder der Sprecher*innen-Teams unterschiedlicher Generationen stellten ausgesuchte Stationen der Geschichte des Jungen Forums vor. Es gab Gelegenheit mit (ehemaligen) Jungforscher*innen ins Gespräch über abgeschlossene und aktuelle Forschungsprojekte zu kommen. Dem inhaltlichen Teil der Veranstaltung folgte ein feierlicher Ausklang bei Essen, Getränken und Musik.

24. bis 25. November 2023
Tagung „Realistische Moderne – modernistischer Realismus. Verhältnis von Verfahren und Epoche (nicht nur) bei Thomas Mann“
in Kooperation mit der Universität Münster
Die Tagung unternahm den Versuch, Realismus und Moderne/Modernismus nicht als einander ausschließende Konzepte zu begreifen, sondern im Gegenteil nach ihren mutualen Konvergenzen, ästhetisch produktiven Kombinationen und wechselseitigen literarhistorischen sowie verfahrensmäßigen Abhängigkeiten zu fragen. Der besondere Fokus der Tagung galt dem Werk Thomas Manns. Darüber hinaus wurden die Fragen der realistischen Moderne respektive des modernistischen Realismus aber auch in einem größeren Kontext sowie mit Blick auf andere Autorenwerke diskutiert. Ein zugehöriger Sammelband erscheint im Herbst 2024. Das Programm finden Sie hier.

12. bis 13. Mai 2023
Offenes Forum
Vom 12. bis 13. Mai fand das „Offene Forum“ des Jungen Forums als digitale Tagung statt. Acht Vortragende aus den Reihen des Jungen Forums stellten ihre aktuellen Forschungsprojekte rund um Thomas Mann zur Diskussion. Das methodische und inhaltliche Spektrum reichte dabei von themenspezifischen Gesamtwürdigungen von Thomas Manns Œuvre über intertextuelle Beziehungen zwischen den Werken Manns und denjenigen anderer Autor*innen bis hin zu Einblicken in Manns Schreibwerkstatt.

13. bis 14. Mai 2022
Offenes Forum

Acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich beim Offenen Forum am 13. und 14. Mai 2022 über ihre wissenschaftlichen Qualifikationsarbeiten zu Thomas Mann und Familie Mann ausgetauscht (Programm). Die Veranstaltung fand digital statt und wurde organisiert vom neuen Sprecher*innenteam: Jan Hurta (Bamberg), Tamara Meyer (Tübingen), Michael Navratil (Stuttgart), Maike Neumann (Hamburg).

24. bis 25. Juni 2021
Tagung „Thomas Mann produktiv rezipiert. Zum Fortleben von Autor und Werk“
Format: BigBlueBotton
Die interdisziplinäre und internationale Tagung mit Beiträgen von Yahya Elsaghe (Bern), Elisabeth Galvan (Napoli), Nicole Mattern (Koblenz), Laszló Szabó (Veszprém), den Sprecherinnen des Jungen Forums und vielen weiteren fand digital statt.
Das Programm finden Sie hier.

5. bis 6. März 2021
Offenes Forum
Format: Zoom
Organisatorinnen: Anke Jaspers (Graz), Ira Klinkenbusch (Berlin), Maike Neumann (Hamburg)
Mit zehn Beiträgen von Jungforscher:innen.
Das Programm finden Sie hier.

25. bis 26. Oktober 2019
Offenes Forum "The Amazing Family"
Eine Tagung des Jungen Forums Thomas Mann in Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik, Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Das Programm als PDF
Ort: Otto-Friedrich-Universität Bamberg

1. bis 2. März 2019
Tagung „Thomas Mann – Exil und Migration“  in Kooperation mit dem Ortsverein Hamburg sowie der Universität Hamburg
Die sechs Referentinnen und Referenten nahmen das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in den Blick: Heike Catherina Mertens vom Verein Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. stellte Manns Villa in Pacific Palisades in ihrer alten und neuen Nutzung vor. Prof. Dr. Yahya Elsaghe sprach über Franz Seitz’ Verfilmung des Exilromans Doktor Faustus, während Martina Schönbächler das Motiv der Heimsuchung in Joseph in Ägypten analysierte. Bei einer Führung konnten die Gäste außerdem die ehemaligen Wohn- und Arbeitsräume des großen Hamburger Kunsthistorikers Aby Warburg kennenlernen. 
Ort: Universität Hamburg

in Zusammenarbeit mit dem Die Tagung diskutiert essayistische, politische und poetische Auseinandersetzungen mit Fragen der politischen Gestaltung Deutschlands nach Ende des Nationalsozialismus. An welche Traditionen wird angeknüpft, welche gedanklichen und ästhetischen Linien und Transformationen lassen sich verfolgen? Welche Rolle spielt die Exilerfahrung, insbesondere die US-amerikanische? Und welche Relevanz kommt Thomas Mann dabei zu? Das intellektuelle Spielfeld nach 1945 in Ost und West beleuchten u.a. Tobias Boes, Jens Hacke, Anna Kinder, Philipp Lenhard, Sebastian Zilles.
Tagungsbericht
Ort: DLA Marbach

Berichte und Tagungsbände

Zur Tagung "Thomas Mann und die politische Neuordnung Deutschlands nach 1945" (21.-22.02.2019) des Jungen Forums Thomas Mann in Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) ist jetzt der Tagungsband bei De Gruyter erschienen.

Seitenanfang