Thomas Mann-Gesellschaft Hamburg e.V.
Hervorragender Auftakt: Die Thomas Mann-Gesellschaft Hamburg lud am 19. Oktober zu ihrer ersten Vortragsveranstaltung ein
Schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn kamen die ersten Besucher. Als dann um 19 Uhr der Vortragsabend offiziell eröffnet wurde, saßen mehr als sechzig Gäste in der Bibliothek des Warburghauses, selbst Plätze auf der Galerie waren besetzt – ein hervorragender Auftakt für den erst im vergangenen Mai gegründeten Hamburger Ortsverein der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft.
„Auf schmalem Grat – Thomas Manns Hamburg-Besuch im Juni 1953“ – so lautete das Thema des Abends. Zunächst aber gab Dr. Katharina Hoins, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Warburghaus, einen kurzen Überblick über die Geschichte des Gebäudes, das der Kunsthistoriker Aby Warburg ab 1925 neben seinem Wohnhaus bauen ließ. Sie erinnerte auch an einen Briefwechsel zwischen Warburg und Thomas Mann Ende 1926: Damals bedankte sich Mann für ein Buch über frühorientalische Sternenkunde, das Warburg ihm geschickt hatte – und das für die Arbeit an „Joseph und seine Brüder“ im Hinblick auf die astrologischen Themen des Romans außerordentlich nützlich war.
Danach folgten die Gäste mehr als eine Stunde hochkonzentriert den Ausführungen von Prof. Dr. Rainer Nicolaysen (Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte Hamburg) über Thomas Manns Besuch an der Elbe 1953. Detailliert beschrieb Nicolaysen die Vorbereitungen des Besuchs, die einem diplomatischen Seiltanz glichen: Vielen Deutschen galt Thomas Mann wegen seiner Emigration und seines konsequenten Kampfes gegen den Nationalsozialismus als „Landesverräter“ – seine Geburtsstadt Lübeck etwa war damals noch nicht bereit, ihn zu offiziell zu empfangen.
Dazu schilderte Nicolaysen auch unterhaltsame Szenen, etwa Thomas Manns Besuch in der Wohnung des Universitätsrektors Bruno Snell in der Isestraße: Die Familie hatte sich gründlich auf den prominenten Gast vorbereitet und eine große Auswahl an Getränken bereitgehalten – doch dann brachte Thomas Mann seine Gäste mit dem Wunsch nach „etwas Bier“ in Verlegenheit (worauf Snells Tochter rasch zu einer nahen Gaststätte geschickt wurde).
Nach dem Vortrag und einer intensiven Diskussion lud die Thomas Mann-Gesellschaft Hamburg die Besucher noch auf „etwas Wein“ und Snacks ins Foyer des Hauses ein. Fast eine Stunde unterhielten sich die Gäste sehr angeregt. Am Ende des Abends freute sich der Vorstand über zwei Neueintritte, zahlreiche Eintragungen auf der Liste für den Mailverteiler und viele neu geknüpfte Kontakte.
Der nächste Vortrag der Thomas Mann-Gesellschaft Hamburg:
Dieter Strauss, München, spricht über Julia da Silva-Bruhns, Thomas Manns Mutter.
Der Vortrag ist zugleich die Finissage der Julia-Mann-Ausstellung in der Stabi.
Der Autor und Kurator Dieter Strauss aus München beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Leben von Julia Mann. In seinem Vortrag rekonstruiert er ihre Kindheit im brasilianischen Hafenstädtchen Paraty genauso wie ihre Zeit in München, wo sie nach dem Tod ihres Mannes in die Welt der Bohème eintaucht.
Nach dem Vortrag wird uns Dr. Strauss durch die von ihm kuratierte Julia Mann-Ausstellung in der Stabi führen. Die Ausstellung endet an diesem Tag – es ist also die letzte Chance, sie zu sehen!
Zeit: Freitag, 25. November 2016, 19.00 Uhr
Ort: Vortragsraum der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Von-Melle-Park 3, 20146 Hamburg.