"Ach ja, das, was man nicht kann, das ist die Kunst."

Literaturempfehlungen

2025

Matthias Lohre:
Teufels Bruder
Thomas Mann ist einundzwanzig und beinahe verliebt. Als er 1896 mit seinem älteren Bruder Heinrich die lang ersehnte Italien-Reise antritt, lässt der Gedanke an seine Jugendfreundin Ilse Martens ihn nicht los. Bei ihr, hofft er, fände er den Halt, nach dem er sich so sehnt. Wäre da nicht dieser melancholisch blickende Jüngling. An ihn muss er immerzu denken, seit er ihm in Venedig über den Weg gelaufen ist. Aber warum nur? Wäre er doch bloß souverän und zielstrebig wie Heinrich. Der ist bereits, was Thomas gern wäre: Schriftsteller! Allein in Neapel will er herausfinden, was den Jungen traurig macht und ihn in einer Novelle verewigen. Doch anstatt sich so die rätselhafte Anziehung vom Leib zu schreiben, widerfährt Thomas im warmen Süden etwas zutiefst Schockierendes, das ihn für immer verändern wird.
In seinem neuen Roman bringt Matthias Lohre uns den vielleicht größten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ganz nah: als ängstlichen jungen Menschen auf der Suche nach einem Platz im Leben. Damals wurde aus dem Schulversager der Autor der weltberühmten „Buddenbrooks“. Dabei, so gestand er kurz vor seinem Tod, begegnete er im Gebirgsstädtchen Palestrina dem Bösen schlechthin. „Teufels Bruder“ erzählt von Erwachsenwerden, Geschwisterrivalität und der Sehnsucht nach Liebe – spannend, reif und schön.

München: Piper Verlag 2025

 

2024

Heinz Strunk:
Zauberberg 2
Jonas Heidbrink, ein Erfolgsmensch. Schon vor dem dreißigsten hat er sein Start-up versilbert; arbeiten muss er sein Leben lang nicht mehr. Aber es geht Heidbrink nicht gut, überhaupt nicht. Und so fährt er eines kalten Januartages los Richtung Osten, in die mecklenburgische Einöde, wo inmitten von Sümpfen ein schlossartiger Bau emporragt: das Sanatorium. Alles ausgesprochen nobel, aber eben doch: Klinik, für Menschen mit dem einen oder anderen Knacks. Schnell ist Heidbrink in das Korsett von Visiten und Anwendungen eingepackt, muss er sich entscheiden, ob er im Speisesaal seiner Misanthropie folgen oder Anschluss finden will. Die Menschen hier, Ärzte, Schwestern, Patienten, sind ihm fremd, doch bald sind sie seine Welt.
Nur scheint die Klinik wirtschaftlich nicht rundzulaufen. Ein Nebengebäude wird geschlossen, das Personal reduziert sich, man munkelt, in der Küche werde nur noch Convenience Food in der Mikrowelle aufgewärmt. Und so reiht sich ein Monat an den anderen – bis es in den Sümpfen zu einem rätselhaften Unglücksfall kommt.

Hamburg: Rowohlt 2024

 

Tilo Eckhardt:
Gefährliche Betrachtungen. Der Fall Thomas Mann
Nidden im Sommer 1930, ostpreußisches Fischerdorf und Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung, einem archaischen Landstrich zwischen wilder Ostsee und stiller Lagune. An dieser weißen Küste „so schön geschwungen, dass man glauben könnte, in Nordafrika zu sein“, landet im Juli 1930 Thomas Mann mit Familie, um das neue Sommerhaus zu beziehen. Daheim in Deutschland droht nach der Auflösung des Reichstags das Ende der Weimarer Republik, und der tief beunruhigte Dichter arbeitet im Bademantel im Schatten seines Strandkorbes heimlich an einer großen Rede, mit der er das deutsche Volk vor dem erstarkenden Nationalsozialismus warnen will. Da kreuzen sich unter außergewöhnlichen Umständen die Wege des weltberühmten Dichters und des jungen litauischen Übersetzers Žydrūnas Miuleris, den Mann hartnäckig und eingedeutscht Müller nennt. Und es ist dieser Müller der den Dichter in größte Schwierigkeiten bringt, als er das Manuskript der brisanten Rede verliert. Die Suche danach scheint weitere rätselhafte Ereignisse in Gang zu bringen. Thomas Mann fühlt sich verfolgt und beobachtet und ein Mitglied seines Hausstandes verschwindet spurlos. Der Dichter und sein Übersetzer sehen sich einem ebenso seltsamen wie aufregenden Fall gegenüber. Zwischen Wanderdünen und Wald, umgeben von exzentrischen Künstlern, stoischen Fischern und neugierigen Kurgästen müssen Mann und Müller alles daransetzen, die Abschriften wiederzuerlangen, bevor sie in die falschen Hände geraten.

München: Droemer Verlag 2024

 

Felix Lindner: Mit Thomas Mann durch das Jahr
Thomas Mann gilt als Vorbild für Disziplin, als fleißiger, unbeirrbarer Arbeiter im täglichen Homeoffice. Seine Tagebücher aber zeigen ein anderes Bild: Zwischen Morgenmüdigkeit und Magenverstimmung muss das selbst geforderte Schreib-Pensum jeden Tag dem eigenen Körper abgerungen werden – mal mit Erfolg, viel öfter ohne. Felix Lindner, bekannt geworden durch seinen Twitter-Account »Thomas Mann Daily«, versammelt in diesem humorvollen Buch 365 Kurzzitate aus den Tagebüchern, die den Alltag des Nobelpreisträgers mit all seinen Krisen und Hindernissen zeigen. Ja, Thomas Mann hatte Menschen, hatte Frauen um sich herum, die ihm die Hausarbeit abnahmen und ihn vor der Unruhe der Außenwelt schützten. Trotzdem war Thomas Mann kein in sich ruhender »Zauberer«, dem die Sätze nur so aus der Feder flossen. Wie wir alle war auch er müde und genervt, von Zweifeln geplagt und immer wieder abgelenkt vom Leben jenseits der Bücher.

Frankfurt a. M.: Fischer Verlag 2024

 

Heinrich Breloer
Ein tadelloses Glück. Der junge Thomas Mann und der Preis des Erfolgs.

Heinrich Breloer hat mit seinem TV-Mehrteiler »Die Manns« unser Bild von Thomas Mann geprägt wie niemand sonst. Marcel Reich-Ranicki bezeichnete die Filme als »Glanzstück« und »Höhepunkt der deutschen Filmkunst«. In »Ein tadelloses Glück« erzählt Breloer nun die ereignisreiche Vorgeschichte: Vom Aufstieg Thomas Manns, seiner Liebe zu Männern, seinem Werben um Katia Pringsheim und dem deutsch-jüdischen Bündnis ihrer Familien in den entscheidenden Jahren vor Beginn des Ersten Weltkriegs. Mit seinem einzigartig szenischen Erzählstil zeigt Heinrich Breloer Katia und Thomas in ihrem Kampf um Kunst, die Liebe und das Überleben so lebendig und unmittelbar wie nie zuvor.

München: Penguin Verlag 2024

 

Daniela Holsboer:
Der Zauber des Berges

Davos - Treffpunkt der Weltwirtschaftselite, Schauplatz des Weltbestsellers »Zauberberg«. Wie aber wurde das Schweizer Bergdorf zum Luxusziel der Reichen, Mächtigen und Schönen? Und wie gelangte Thomas Manns fragiler Held Hans Castorp überhaupt ins schwindelerregende Hochgebirge? Diese wahre Vorgeschichte des »Zauberberg« erzählt vom holländischen Kaufmann Willem Jan Holsboer, der 1867 aus Liebe zu seiner lungenkranken Frau Margaret sein abenteuerlichstes Unternehmen wagt: Er verwandelt das unerschlossene Davos in den mondänsten Kurort Europas, baut die Rhätische Bahn und schließlich das legendäre Sanatorium Schatzalp. Davos wird zur Weltbühne, zum schicksalshaften Ort, an dem es um Leben, Liegen, Atmen und Sterben geht - und die Liebe Berge versetzt.

 

Volker Weidermann:
Mann vom Meer
Das Meer war für Thomas Mann sein Leben lang der Ort der Sehnsucht und des verheißungsvollen Sogs in die Tiefe. Deutsche Romantik und Todessehnsucht - hier erfäht er Befreiung von den Konventionen, den Zwängen des bürgerlichen Lebens.
Vielleicht fängt alles dort an, wo seine Mutter das Glück der Kindheit erlebt: im brasilianischen Urwald, in einem großen, hellen Haus am Meer. Mit sieben kommt sie nach Travemünde, in die deutsche dunkle Kälte, mit einer Sehnsucht, die bleibt. Ihr Sohn Thomas wächst an der Ostsee auf, in Lübeck, aber sobald er kann, geht er in den Süden, reist nach Italien, ans Mittelmeer, verliebt sich in junge Männer, folgt aber den Konventionen der Zeit und heiratet Katia. Jahre später: Der Gang ins Exil. In Kalifornien, am Pazifik, wird er noch einmal ein anderer: Er kämpft gegen Hitler, für die Demokratie, für die Freiheit und nimmt die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Nach seinem Tod lebt seine Lieblingstochter Elisabeth sein Vermächtnis als weltweit gefeierte Meeresforscherin in ihrer utopischen ozeanischen Politik fort.
Volker Weidermann schreibt mit Leichtigkeit und Humor, mit Wärme und großer Klarheit über den Nobelpreisträger, über seine Sehnsucht und seine Lieben. Sein Buch ist die Geschichte eines deutschen Jahrhunderts, es ist die Biografie eines großen Schriftstellers und seiner Familie, vor allem aber ist es ein Roman über das Dunkle, Glänzende, Bedrohliche, Verlockende, Befreiende – über Thomas Mann und das Meer.

Köln: Kiepenheuer & Witsch 2023

 

Funkenflug. Erika und Klaus Mann-Preis 2023. Kurzgeschichten junger Autor:innen
Dieser Band versammelt die neun besten Geschichten des diesjährigen Erika und Klaus Mann-Preises. Die jungen Autorinnen und Autoren haben sich dabei mit einem breiten Spektrum an Themen beschäftigt. Sie nehmen uns mit in die sterile Kälte einer psychiatrischen Station, führen uns zu der beklemmenden Szenerie einer Bücherverbrennung und lassen uns die verpasste Liebeserklärung zweier Jugendlicher mit Trans-Identität miterleben.

Hamburg: Osburg 2023

Wendepunkte. Kurzgeschichten junger Autor:innen.
Herausgegeben von Beate Bartsch, Oliver Fischer, Stefanie Plarre und Gabriele Werner
Im Frühjahr 2021 schrieb die Thomas Mann-Gesellschaft Hamburg erstmals den Erika und Klaus Mann-Preis für Nachwuchsliteratur aus, um jungen Menschen in der Corona-Pandemie eine Stimme zu geben. In diesen Band finden Sie die acht besten Geschichten des Wettbewerbs. Die jungen Autorinnen und Autoren erzählen vom Selbständig-Werden unter den Bedingungen einer weltweiten Pandemie, lassen uns an zerbrochenen Beziehungen und unerwarteter Liebe teilhaben, machen uns mit der dystopischen Welt der künstlichen Intelligenz bekannt – acht Texte voller Vielfalt und Überraschungen.
Kontakt für Fragen: oliver.d.fischer@gmx.de
 
Hamburg: Osburg 2021

 

Colm Tóibín:
Der Zauberer
Colm Toibin erzählt mit einmaliger Empathie das Leben von Thomas Mann als Roman. Von der Kindheit in Lübeck bis zur Heirat in München, von der Gegnerschaft gegen die Nazis bis zum amerikanischen Exil. Wie viele Gesichter hatte der weltberühmte Autor und Familienvater, der sein Gefühlsleben verborgen hielt, zerrissen zwischen homosexuellem Begehren und familiärem Pflichtgefühl, zwischen der Wonne der Bürgerlichkeit und der künstlerischen Askese? Selten wurde so feinfühlig, vorurteilslos und mit frappierender Leichtigkeit über den legendären Schriftsteller und seine schillernde Familie geschrieben.

 München: Hanser 2021

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